Stadtpfarrkirche St. Ulrich
Sie ist der ruhende Pol mitten im Leben der Stadt und bietet seit Jahrhunderten eine Glaubensheimat für die Katholiken Pockings.
„Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen!”
Gotik, Barock und Moderne begegnen sich
Die Stadtpfarrkirche St. Ulrich liegt mitten im weiträumigen Platz. Sie ist einschiffig mit einem von einer barocken Zwiebel bekrönten Westturm. Der Chor wurde in Braunauer Spätgotik vermutlich vom Meister Hans Wechselberger aus Burghausen (bezeichnet 1491) erbaut und 1495 geweiht. Aus seiner Bauschule stammt auch die 1493 bezeichnete Nebenkirche in Eggersham. Die Wappen im Gewölbe in Pocking rühmen den Adeligen Wilhelm von Rottau als Wohltäter. Ebenfalls spätgotisch ist die Nebenkirche in Oberindling (bezeichnet 1477). Die spätgotischen Fresken im Chorbereich stammen noch aus dieser Epoche. Das Umschlagen der Stimmung zur Reformationszeit und finanzielle Nöte ließen den Bau der Pfarrkirche stocken, so dass wie bei manchen Kathedralen Jahrhunderte zwischen Chor und Turm nur ein hölzernes Provisorium stand.
Nach einem verheerenden Dorfbrand am 16. Oktober 1716, dem auch der obere Teil des Kirchturms zum Opfer fiel, ging man an die Wiederaufnahme des Kirchenneubaus, jetzt im barocken Stil. Baumaterial beschafft und wichtige Teile für die neue Innenausstattung erworben, so etwa ein barocker Hochaltar aus der Klosterkirche in Vornbach. Die Ausführung des neuen Langhauses konnte erst 1758/59 erfolgen, wobei das Langhaus auf Chorniveau erhöht und mit einem Tonnengewölbe versehen wurde.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche einer Regotisierung unterzogen. Den Anfang bildete die Einrichtung einer Lourdes-Kapelle (1890). Es folgten, nach Beseitigung der alten Barockausstattung, neugotische Altäre sowie Buntglasfenster (1893) am Chorabschluss mit Medaillons der hll. Ulrich (Mitte), Sebastian (links) und Florian (rechts). 1900 wurden die Kreuzwegreliefs angefertigt und zwei Jahre später folgte die Anbringung der neugotischen Kanzel. 1913 wurde die Ölbergszene außen an der südöstlichen Chorwand errichtet. Besondere Beachtung verdienen das spätgotische Kruzifix mit Schmerzensmutter und eine Darstellung Christi in der Rast an den Chorwänden. Aus neuerer Zeit stammen die Darstellungen der Madonna mit Jesuskind und des hl. Josef, beides Werke von Dominikus Dengl d. Ä.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden an der Kirche verschiedene Baumaßnahmen durchgeführt: Zunächst erhielt sie einen Anbau über dem Haupteingang, der jetzt auch Platz für eine neue Lourdes-Grotte (das heutige Beichtzimmer) bot. Im Zuge der Purifizierung des Innenraumes in den Jahren 1970 bis 1972 wurden Kanzel und Seitenaltäre sowie die Kommunionbank entfernt und ein neuer Zelebrationsaltar sowie ein Ambo aufgestellt (Künstler: Wolf Hirtreiter, Gröbenzell).
2016/17 wurde eine Innenrenovierung durchgeführt, bei der die Kirche ein frischeres Farbkleid und neue Sedilen erhielt. Auch die Gestaltung des Eingangsbereiches und eines Beichtraumes wurden mit einbezogen.
An der Südseite der Kirche wurde durch den früheren Stadtpfarrer Prälat Hans Lang 2011 eine monumentale Bronzefigur des auferstandenen Christus angeschafft, ein Werk des Künstlers Dominik Dengl d. J.
Text: Pfarrer i. R. Dr. Oswin Rutz und Pfarrer Christian Thiel; Weiterführende Literatur: Sabine Komarek-Moritz, Die Kirchen der Pfarrei Pocking und Schönburg, Passau 2003 (PEDA-Kunstführer Nr. 183/2003), 6 – 12.
Glocken
Glocke 1: Hl. Maria, Gottesmutter (Ton c), 1.610 kg (gegossen 1949)
Glocke 2: Hl. Josef (Ton es), 991 kg (gegossen 1949)
Glocke 3: Hl. Ulrich (Ton f), 673 kg (gegossen 1949)
Glocke 4: Hl. Bruder Konrad (Ton as), 386 kg (gegossen 1949)
Glocke 5: Hl. Josef und hll. Johannes und Paulus (Ton c), 200 kg (gegossen 1717)
„Jeder der Gott sucht, soll wissen, dass er ihn nicht suchen würde, wenn er ihn nicht schon gefunden hätte.”