
Pfarrkirche St. Petrus
Immer wieder vergrößert, hat das Gotteshaus seinen gotischen Charakter bis heute bewahrt.
„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?”
Seit Jahrhunderten durchbeteter Kirchenraum
Nach dem Ursprungsbau wurde die heutige Kirche im 15. Jahrhundert in Braunauer Spätgotik erbaut.
Geradezu in die Augen sticht die Ähnlichkeit des charakteristisch gestalteten Südportals in einigen Kirchen. Im spitzbogigen Rahmen (Leibung) ist ein Portal mit Kragsturz, darüber ein Tympanon mit Fresko. Die verwandte Baugruppe umfasst die Kirche von Erlach (Planung vom Erbauer der Stadtpfarrkirche Braunau Stephan Krumenauer, die Durchführung nach seinem Tod 1461 von seinem Schüler Michael Sallinger); für die beiden Kirchen Karpfham und Unterdietfurt aus den 1470er Jahren wird dieser Meister angenommen. Die Jahreszahl am Südportal in Hartkirchen 1474 passt zu Sallinger. Beispielhafte Kirchen aus dieser Baufamilie sind Waldzell bei Ried und Rottenbach bei Grieskirchen. Die Gewölbe in Hartkirchen weisen eine “geknickte Reihung” auf, in den beiden westlichen Jochen (nicht mehr vorhandene Jahreszahl 1481) gekrümmte Rippen wie in der damaligen Filialkirche Pocking (errichtet in der Bauschule des Hanns Wechselperger, einem Schüler von Sallinger). Auf beiden Seiten sind spätgotische Seitenkapellen, links die der Bruderschaft Unserer Lieben Frau und rechts die Grabkapelle der Ottenberger zu Inzing. Das Gewölbe der südlichen Vorhalle, die “Querrippen” findet sich auch in der Kirche von Hochburg (Oberösterreich).
Die Kirche brannte 1656 und 1792 jeweils mit dem Einsturz des Turmes ab. 1890/91 wurde nach einem unbefriedigenden Wiederaufbau das Schiff verlängert, ein neuer Chor in neugotischen Formen erbaut und der Turm mit der Spitze erhöht.
Aus der Erbauungszeit sind nur die Fresken des Petrus (als Papst mit Schlüssel auf Thron) am Portal und die Schutzmantelmadonna vor dem Sternenhimmel und mit Geisttaube in der nördlichen Seitenkapelle erhalten. Werke der Spätgotik sind der Taufstein (um 1500), die Madonna im Hochaltar (um 1430, ein Geschenk des Pfarrers Joseph Pöltl im Jahre 1936), die Figur der Anna selbdritt (um 1500) und die Relieftafel zweier Frauen (mit Buch und Rosenkranz, um 1520). Barock sind die Fresken der Seitenkapellen (Aufnahme Mariens, Pfingsten, Tod Josefs und Heilige, 90er Jahre des 17. Jahrhunderts), die Figuren an der Emporenbrüstung (Jesus an der Geißelsäule, hl. Sebastian), ein Auferstandener, der regional älteste hl. Johannes Nepomuk (1705) und hl. Johannes der Täufer, ein Gemälde des hl. Sebastian und die Rokokomadonna im Strahlenkranz, umgeben von modernen Reliefs des Marienlebens.
Eine ganz besondere Rarität stellt die um 1750 gefertigte Garnitur aus Messkännchen mit Teller dar.
Aus der Zeit der Regotisierung stammen der Hochaltar, die Kanzel, die Glasfenster mit den Herzen Jesu und Mariä, ein Kruzifix mit Mater Dolorosa, Darstellungen des hl. Josef und eine Madonna. Der Ölberg (am Chor außen) und der Kreuzweg (in Relief ohne Rahmen) wurden vom Holzbildhauer Johann Huber (1892) angefertigt.
Der Hochaltar von Alois Riesenhuber (1891) hat im Zentrum die schon erwähnte spätgotische Madonna aus der Zeit um 1430/40, flankiert von den hll. Petrus und Paulus, darüber ebenfalls als Plastik der Gnadenstuhl mit Koloman und einem Heiligen mit Mitra und Stab auf der Seite. Möglicherweise ist es der hl. Gallus, an dessen Fest in Hartkirchen ein großes Markttreiben (“Gallimarkt“) stattfindet. Dazu kommen in jedem Stockwerk anbetende Engel. Die neugotische Kanzel von 1891 hat im Korpus Reliefs der Kirchenväter und im Schalldeckel die Evangelisten und einen lehrenden Jesus mit Buch.
1977 wurden ein neuer Zelebrationsaltar und ein Ambo angeschafft, beides Werke von Wolf Hirtreiter, Gröbenzell. Er fertigte auch die moderne Abdeckung für den Taufstein an, mit einem Reliefs des Brunnens des Lebens, geschenkt durch die Hand Gottvaters, Christus als dem geopferten Lamm und dem hl. Geist als Taube.
Text: Pfarrer i. R. Dr. Oswin Rutz; weiterführende Literatur: Sabine Komarek-Moritz, Monika Soffner, Hartkirchen. Pfarrkirche St. Petrus — Kapelle in Prenzing, Passau 2004 (PEDA-Kunstführer Nr. 599/2004), 5 – 19.
Glocken
Glocke 1: Hl. Michael (Ton es), 1116 kg (gegossen 1949)
Glocke 2: Christkönig (Ton f), 737 kg (gegossen 1949)
Glocke 3: Maria Patrona Bavariae (Ton g), 491 kg (gegossen 1949)
Glocke 4: Kreuzmotiv (Ton b), 375 kg (gegossen 1757)
Glocke 5: Heiliges Kreuz (Ton c), 218 kg (gegossen 1949)
Glocke 6: Sterbeglocke
„Soviel hat einer den Heiligen Geist, soviel er die Kirche liebt!”