Hartkirchen ca 1950 Foto: Pfarrarchiv Hartkirchen

Geschichtliches

Kaiser, Bischöfe und Heilige hinterließen hier Spuren.

Denk an die Tage der Ver­gan­gen­heit, ler­ne aus den Jah­ren der Geschich­te! Frag dei­nen Vater, er wird es dir erzäh­len, frag die Alten, sie wer­den es dir sagen.”

Dtn 32,7

Hartkirchens Weg in die Gegenwart

Beim Dorf Inzing öst­lich von Hart­kir­chen liegt ein rie­si­ges Rei­hen­grä­ber­feld aus der Früh­zeit Bay­erns von etwa 550 – 700. Der wohl inter­es­san­tes­te Fund ist eine klei­ne run­de Press­blech­plat­te einer Schei­ben­fi­bel aus einem Frau­en­grab des 7. Jahr­hun­derts: Zwei auf­ge­rich­te­te Löwen nahen sich einem Kreuz. Es bleibt unge­wiss, ob die Besit­ze­rin bereits Chris­tin war oder als Hei­din christ­li­chen Schmuck trug. 

Eine Urkun­de um 800/804 bezeugt den fis­cus publi­cus“, d.h. das Staats­gut Karls des Gro­ßen Inzin­ga“ als Tagungs­orts des Send­ge­richts, also ein für die­se Regi­on zustän­di­ges Gericht in Reli­gi­ons- und Sit­ten­sa­chen. Mit Eid und Got­tes­ur­teil zur Wahr­heits­fin­dung wur­den zur all­mäh­li­chen Kul­ti­vie­rung der Bevöl­ke­rung Bußen und Stra­fen aus­ge­spro­chen. Bei der erwähn­ten Ver­hand­lung in Inzing waren der obers­te Ver­tre­ter der baye­ri­schen Kir­che, der ers­te Erz­bi­schof von Salz­burg Arn, der Pas­sau­er Bischof Wald­rich und als Gesand­ter Karls des Gro­ßen der hei­li­ge Deot­ker, der Grün­dungs­abt des Klos­ters Her­rie­den in Mit­tel­fran­ken, neben allem Volk“ anwesend.

Zum Königs­hof gehör­te die kai­ser­li­che Kapel­le St. Johan­nes der Täu­fer (848 erwähnt), die jedoch 1805 abge­ris­sen wur­de. Von den rei­chen Gütern des Staats­gu­tes im Umkreis der spä­te­ren Pfar­rei gelang­ten nach dem Ende des Karo­lin­ger­rei­ches 911 zahl­rei­che in den Besitz des Pas­sau­er Bischofs und dann des Dom­ka­pi­teln und an die Klös­ter Vorn­bach und Suben auf der gegen­über lie­gen­den Sei­te des Inns.

Der hei­li­ge Bischof Alt­mann (10651091), ein kom­pro­miss­lo­ser Ver­tre­ter der päpst­li­chen Par­tei im Inves­ti­tur­streit mit Kai­ser Hein­rich IV., grün­de­te auf eige­nem Grund die Pfarr­kir­che von Hart­kir­chen und gab ihr Petrus als Patron des Papst­tums zum Kir­chen­pa­tron. Als Bischof Regin­bert 1143/44 die ers­te Inn­brü­cke in Pas­sau bau­en ließ, wodurch das Augus­ti­ner­chor­herrn­stift St. Sankt Niko­la die Ein­nah­men für die bis­he­ri­ge Inn­fäh­re ver­lor, schenkt er die Pfar­rei Hart­kir­chen mit der Filia­le Mit­tich an das Stift, das bis 1803 die Seel­sor­ge lei­te­te. Spä­ter kam noch Pocking dazu.

Bereits vor 1235 erhielt Hart­kir­chen das Markt­recht, so dass es in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten zu einer gro­ßen Blü­te an Hand­werks­be­trie­ben, Hand­lun­gen und Braue­rei­en kam. Aber auch von Brän­den, Seu­chen und Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phen blieb der Ort nicht verschont.

Nach der Auf­he­bung des Klos­ters St. Niko­la wäh­rend der Säku­la­ri­sa­ti­on wur­de Hart­kir­chen am 2. Janu­ar 1806 eine selbst­stän­di­ge Pfar­rei, gleich­wie die ehe­ma­li­gen Filia­len Pocking und Mittich.

Poli­tisch kam es 1971 zum Zusam­men­schluss des Mark­tes Hart­kir­chen mit Pocking, das im sel­ben Jahr zur Stadt erho­ben wur­de. Auch in kirch­li­cher Hin­sicht kam es zu einer Zusam­men­ar­beit durch die Ein­glie­de­rung in den Pfarr­ver­band Pocking am 15. Sep­tem­ber 1997

Text: Pfar­rer i. R. Dr. Oswin Rutz; wei­ter­füh­ren­de Lite­ra­tur: Sabi­ne Koma­rek-Moritz, Moni­ka Soff­ner, Hart­kir­chen. Pfarr­kir­che St. Petrus — Kapel­le in Prenz­ing, Pas­sau 2004 (PEDA-Kunst­füh­rer Nr. 599/2004), 2 – 5

Das Wesen der Geschich­te ist die Wandlung.”

Jacob Christoph Burckhardt, 1818-1897
Inzing Schloss Stich Foto: Pfarrarchiv Hartkirchen