Geschichtliches
Kaiser, Bischöfe und Heilige hinterließen hier Spuren.
„Denk an die Tage der Vergangenheit, lerne aus den Jahren der Geschichte! Frag deinen Vater, er wird es dir erzählen, frag die Alten, sie werden es dir sagen.”
Hartkirchens Weg in die Gegenwart
Beim Dorf Inzing östlich von Hartkirchen liegt ein riesiges Reihengräberfeld aus der Frühzeit Bayerns von etwa 550 – 700. Der wohl interessanteste Fund ist eine kleine runde Pressblechplatte einer Scheibenfibel aus einem Frauengrab des 7. Jahrhunderts: Zwei aufgerichtete Löwen nahen sich einem Kreuz. Es bleibt ungewiss, ob die Besitzerin bereits Christin war oder als Heidin christlichen Schmuck trug.
Eine Urkunde um 800/804 bezeugt den „fiscus publicus“, d.h. das Staatsgut Karls des Großen „Inzinga“ als Tagungsorts des Sendgerichts, also ein für diese Region zuständiges Gericht in Religions- und Sittensachen. Mit Eid und Gottesurteil zur Wahrheitsfindung wurden zur allmählichen Kultivierung der Bevölkerung Bußen und Strafen ausgesprochen. Bei der erwähnten Verhandlung in Inzing waren der oberste Vertreter der bayerischen Kirche, der erste Erzbischof von Salzburg Arn, der Passauer Bischof Waldrich und als Gesandter Karls des Großen der heilige Deotker, der Gründungsabt des Klosters Herrieden in Mittelfranken, neben „allem Volk“ anwesend.
Zum Königshof gehörte die kaiserliche Kapelle St. Johannes der Täufer (848 erwähnt), die jedoch 1805 abgerissen wurde. Von den reichen Gütern des Staatsgutes im Umkreis der späteren Pfarrei gelangten nach dem Ende des Karolingerreiches 911 zahlreiche in den Besitz des Passauer Bischofs und dann des Domkapiteln und an die Klöster Vornbach und Suben auf der gegenüber liegenden Seite des Inns.
Der heilige Bischof Altmann (1065−1091), ein kompromissloser Vertreter der päpstlichen Partei im Investiturstreit mit Kaiser Heinrich IV., gründete auf eigenem Grund die Pfarrkirche von Hartkirchen und gab ihr Petrus als Patron des Papsttums zum Kirchenpatron. Als Bischof Reginbert 1143/44 die erste Innbrücke in Passau bauen ließ, wodurch das Augustinerchorherrnstift St. Sankt Nikola die Einnahmen für die bisherige Innfähre verlor, schenkt er die Pfarrei Hartkirchen mit der Filiale Mittich an das Stift, das bis 1803 die Seelsorge leitete. Später kam noch Pocking dazu.
Bereits vor 1235 erhielt Hartkirchen das Marktrecht, so dass es in den folgenden Jahrzehnten zu einer großen Blüte an Handwerksbetrieben, Handlungen und Brauereien kam. Aber auch von Bränden, Seuchen und Hochwasserkatastrophen blieb der Ort nicht verschont.
Nach der Aufhebung des Klosters St. Nikola während der Säkularisation wurde Hartkirchen am 2. Januar 1806 eine selbstständige Pfarrei, gleichwie die ehemaligen Filialen Pocking und Mittich.
Politisch kam es 1971 zum Zusammenschluss des Marktes Hartkirchen mit Pocking, das im selben Jahr zur Stadt erhoben wurde. Auch in kirchlicher Hinsicht kam es zu einer Zusammenarbeit durch die Eingliederung in den Pfarrverband Pocking am 15. September 1997.
Text: Pfarrer i. R. Dr. Oswin Rutz; weiterführende Literatur: Sabine Komarek-Moritz, Monika Soffner, Hartkirchen. Pfarrkirche St. Petrus — Kapelle in Prenzing, Passau 2004 (PEDA-Kunstführer Nr. 599/2004), 2 – 5.
„Das Wesen der Geschichte ist die Wandlung.”