
Geschichtliches
Mit dem Wandel Pockings vom Dorf zur Stadt hat auch die Pfarrei ihr Gesicht verändert. Man würde nicht vermuten, dass die Geschichte des Ortes bis in die Antike zurückreicht.
„Der HERR, dein Gott, hat dich auf dem ganzen Weg, den ihr gewandert seid, getragen, wie ein Mann sein Kind trägt.”
Pockings Weg in die Gegenwart
Pocking war bis ins 4. Jahrhundert von den Römern bewohnt. Möglicherweise lebten hier bereits erste Christen. Das ehemalige (heute abgebrochene) Kirchlein St. Georg bestand möglicherweise bereits zu dieser Zeit. Ende des 8. Jahrhunderts schenkte ein adeliger Priester namens Cundalpereth an die Kirche in Passau eine Georgkirche. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit war das die abgerissene Georgskapelle in der heutigen St.-Georgen-Straße.
In der Karolingerzeit bekam das Benediktinerkloster Mondsee am oberösterreichischen Alpenrand zahlreiche Höfe vom unteren Rottal bis zum Inn geschenkt, darunter 820 in Pocking und schon 770 in Berg bei Pocking. Schönburg war über Jahrhunderte Verwaltungssitz für die Klostergüter. Auch der Bischof und das Domkapitel von Passau waren im heutigen Stadtgebiet begütert.
Die heutige Stadtpfarrkirche St. Ulrich, benannt nach dem heldenhaften Verteidiger der Stadt Augsburg bei der siegreichen Ungarnschlacht 955, wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert von einem adeligen Ulrich von Pocking erbaut. Pocking, damals noch Eigenkirche eines Adeligen, kam später als Vikariat zur Pfarrei Hartkirchen des Chorherrenstifts St. Nikola in Passau. Erst um 1600 wird Pocking ein selbstständiges Pfarrvikariat; nach den Wirren der Säkularisation erfolgte am 2. Januar 1806 die Erhebung zur Pfarrei. 1717/18 wurde ein stattlicher Pfarrhof im barocken Stil erbaut, der den Ortsgeistlichen bis 1972 Wohn- und Amtsräume bot. Bis ins 19. Jahrhundert blieb Pocking ein Dorf ohne größere Bedeutung, es stand im Schatten der umliegenden Märkte Griesbach und Hartkirchen. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz in den Jahren 1879 bis 1888 brachte eine Wende. Pocking wurde zum Umschlagplatz für Zuchtvieh und Pferde und zum beliebten Ansiedlungsort für Gewerbebetriebe. Ein stetiges Wachstum der Bevölkerung setzte ein, das auch die Pfarrei bedeutend vergrößerte. Zählte die Pfarrei im Jahre 1861 1.628 Katholiken, waren es im Jahr 1904 2.182, 1940 2.469 und 1971 bereits 6.373. Im selben Jahr erfolgten der Zusammenschluss der Landgemeinden Indling und Kühnham sowie der Marktgemeinde Hartkirchen mit der Gemeinde Pocking und die Erhebung Pockings zur Stadt. Bedingt durch Flucht und Vertreibung, fanden in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg viele Familien aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in Pocking eine neue Heimat. Weiterer Zuzug erfolgte durch Übersiedler aus der ehemaligen Sowjetunion ab 1990. Die Pfarrei stellte sich seelsorglich auf die veränderten Gegebenheiten ein und errichtete 1974 ein Pfarrzentrum mit Pfarrhaus, Büroräumen, Pfarrsaal und Gruppenräumen, die für das kirchliche Leben vor Ort geeignete Räumlichkeiten bieten. Es wurden Vereine und Verbände ins Leben gerufen, etwa der Caritas-Ortsverband, Ortsgruppen der KAB und des Katholischen Frauenbundes. Orte des Glaubens wollen auch die kirchlichen Kindergärten in der Pfarrei sein.
Text: Pfarrer i. R. Dr. Oswin Rutz und Pfarrer Christian Thiel; Weiterführende Literatur: Sabine Komarek-Moritz, Die Kirchen der Pfarrei Pocking und Schönburg, Passau 2003 (PEDA-Kunstführer Nr. 183/2003), 2 – 5; Sebastian Kaiser, Pocking. Eine Rottaler Stadt erzählt aus ihrer Geschichte, Pocking 1996.
„Was den Menschen auszeichnet, ist nicht, dass er Geschichte hat, sondern dass er etwas von seiner Geschichte begreift.”